6
Jun
2007

Bild No. 2 flying Dinosaur

Dinosaur

Links

http://behr1.cabanova.de/

Auch unter diesem Link kann man wichtige Dinge nachlesen, die zum Teil von mir verfasst wurden. Hauptthema: Drogen,Sucht und Abhängigkeit, Substitution usw.

Bitte beachten!

Statt eines Vorwortes

Wie ich im weiteren noch bemerken werde, habe ich lange Zeit Drogen konsumiert.
Habe es zwar geschafft, davon weg zu kommen, aber meine Gesundheit hat darunter sehr gelitten.
Da ich aber nun weiß, das ich nur noch kuze Zeit zu leben habe, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, einiges zu erklären.
Vielleicht kann ich ja so aufzeigen, wie man es nicht machen sollte.
Bitte nehmt dies als Warnung !
Macht es besser.
Falls jetzt Fragen auftauchen, dann mein Rat :
Lest doch einfach das, was ich hier alles aufschreibe.
So lange ich noch lebe, werde ich natürlich auch Fragen beantworten.
Es gibt ja die Möglichkeit, zu jedem Text einen Kommentar zu schreiben.
So lange es mir möglich ist, werde ich alles beantworten !!

Links

Ich habe in der Vergangenheit schon mal einen Versuch unternommen, eine HP zu erstellen.
Die HP - Adresse lautet :

http://behr.cabanova.de

Da ich dort auch schon einige wichtige Dinge erwähnt habe, möchte ich an dieser Stelle jeden bitten, sich dort mal umzusehen.
Muß mich ja nicht ständig wiederholen.
Dies war mein erster Versuch, eine HP zu erstellen.Dort gibt es wichtige Infos zu lesen.
Eine Bitte an alle Besucher dieser Seite:
Falls ihr hier weiter lesen möchtet, dann beachtet auch den Link.
Werde im übrigen noch mehr Links angeben, dann bin ich schneller mit den Dingen vertig, die ich zu sagen habe.
Ein aufmerksamer Leser wird sehr bald merken, warum ich dies hier alles schreibe und erwähne.

Wenn Schneemänner tauchen gehen

Der SPIEGEL 44/2000 (30.10.2000)

El Recuadro que llama la anteción
Wenn Schneemänner tauchen gehen

Gegen den von Kolumbien gesteuerten Kokainschmuggel haben europäische Drogenfahnder kaum eine Chance. Die Tricks der Kuriere werden immer raffinierter, die Profite immer größer.

Das U-Boot sollte offenbar eine internationale Joint-Venture-Produktion werden. Montiert wurde die Stahlzigarre in einem Vorort von Bogotá. Die Konstruktionspläne und das Werkzeug stammten aus Russland, die Montagehalle hatte ein US-Amerikaner angemietet. Das Unterwasserfahrzeug war 36 Meter lang, 4 Meter breit, noch ohne Motor - aber in "fortgeschrittenem Baustadium", wie kolumbianische Kriminalbeamte erstaunt registrierten. Mit der Entdeckung des U-Boots im September dieses Jahres hatten die Fahnder den Stapellauf gerade noch verhindert.
Die Nautilus von Bogotá sollte nach Fertigstellung in drei Teilen mit Sattelschleppern an die 450 Kilometer entfernte Küste gebracht werden - um dann im Pazifik als Drogentransporter zum Einsatz zu kommen. Mit bis zu 200 Tonnen Ladekapazität hätte das U-Boot Kokain im Marktwert von mehreren Millionen Dollar an Bord nehmen können. Die verbotene Fracht sollte offensichtlich auf hoher See auf einen Frachter umgeladen werden.


Was an eine Szene aus einem James-Bond-Film erinnert, ist Alltag im Krieg der Drogenkartelle um sichere Handelsrouten. Denn von den größten Koka-Anbauländern Kolumbien, Peru und Bolivien aus wird der Stoff in alle Welt verschickt - vor allem in die Metropolen der USA und Europas. Der größte Absatzmarkt für Kokain liegt noch immer in den Vereinigten Staaten.
Doch auch nach Europa fließt immer mehr Stoff - und je mehr Koks anlandet, desto stärker sinken die Preise. Das für Europa bestimmte Kokain wurde bisher meist per Schiff von Brasilien nach Lissabon oder an spanische Küstenstädte geliefert. Doch die Schmuggelrouten ändern sich ständig. Neuerdings, so warnen Sicherheitsexperten, wird der Stoff nach Skandinavien verschifft. In schwedischen und norwegischen Häfen verladen Mitarbeiter der Drogenkartelle das meist in Briketts gepresste Pulver in Flugzeuge und transportieren es per Chartertrip weiter nach Frankreich, England, Holland und Deutschland.


Über die Gesamtmenge des auf den Kontinent geschmuggelten Stoffs will ein Beamter des Bundeskriminalamtes "nicht mal spekulieren". Angaben darüber lassen sich nur herleiten. In den Kokain-Hauptproduktionsländern Peru und Kolumbien werden die Blätter der Koka-Pflanze bis zu fünfmal jährlich auf Plantagen abgeerntet. Bauern und Farmer bewirtschaften dort mit der Drogenpflanze nach inoffiziellen Schätzungen eine Fläche von 520 000 Hektar, etwa doppelt so groß wie das Saarland.

Fest steht:
Der Weltmarkt für Kokain ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen, die Drogenkartelle produzieren in Lateinamerika jährlich etwa 1800 Tonnen Stoff. Anfang der Neunziger verdreifachte sich die Kokainproduktion, während sich die Herstellung von Opium "nur" verdoppelte. Im Moment stagniert die Herstellung von Heroin und Kokain etwas. Das liegt nicht etwa am Druck der Strafverfolger - die neuen Märkte wie etwa in der ehemaligen Sowjetunion sind noch im Aufbau. Was den Drogenfahndern in Europa derweil in die Hände fällt - in der Bundesrepublik wurden im vergangenen Jahr 1517 Kilogramm Kokain beschlagnahmt - ist nur ein minimaler Bruchteil des Stoffs, den die Kartelle auf die Reise schicken. Und wenn einmal ein großer Transport auffliegt, kommt der Tipp an die Polizei manchmal sogar von der Konkurrenz. So entledigen sich die Drogenbosse kleinerer Händler, die ihr Geschäft ohne die Mafia machen wollen.

Mit dem Medellín- und dem Cali-Kartell wurden in Kolumbien die beiden größten Organisationen zerschlagen. Doch der Handel ging weiter. An die Stelle der alten Dealer trat die Farc, eine Guerrillaorganisation, die ihre Waffen und Ausrüstungen mit dem Geld aus Kokaingeschäften bezahlt. Nach Ansicht des Bundeskriminalamtes ist die Farc dabei, sich gemeinsam mit kleineren Drogenringen bald zu einem "Superkartell" zusammenzuschließen, das nicht nur den Vertrieb der Droge, sondern auch ihre Herstellung kontrolliert.


Die Methoden der Kuriere werden immer perfider. In der kolumbianischen Stadt Pereira verlassen monatlich rund 40 Drogenkuriere eine regelrechte Schmuggelschule. In einem vierwöchigen Kurs, der mit einer strengen Diät beginnt, trainieren sie dort, mit Kokain gefüllte Plastikbeutelchen zu schlucken. Um den Magen an den Kunststoff zu gewöhnen, wird das Hinunterschlingen zu Beginn mit unzerkauten Weintrauben und mit Milchpulver gefüllten Plastikkapseln geübt. Pro Trip schluckt ein "Mula" bis zu 150 Portionen Kokain.
Doch die "Packesel", wie die meist aus armen Verhältnissen stammenden Drogenschlucker genannt werden, sind trotz des Trainings ein unsicheres Medium. Platzt ein Säckchen im Magen oder Darm, hat der Kurier nicht mehr lange zu leben, die Ware ist futsch. Deswegen tüfteln die Kartellmafiosi immer neue Schmuggelmöglichkeiten aus. Der Stoff wird in Wachskerzen eingearbeitet oder im Innenleder von Fußbällen verborgen. Kokain wird als Babynahrung getarnt, in Kodak-Filmplatten versteckt, es findet sich in originalverpackten und zugeschweißten "Ferrero-Rocher"-Schokokugeln genauso wie in hohlen Stuhlbeinen, in Ersatzreifen von Oldtimern oder in einem Laib Brot. Manchmal reisen die Kuriere sogar mit Koffern, die aus gepresstem Kokain gefertigt sind. Beliebt ist auch der Transport des Schneepulvers auf Containerschiffen, die Kaffee geladen haben.

Der Verschleierungsaufwand, den die Kartelle betreiben, bestimmt die Höhe des Profits. Denn die kolumbianischen Drogenmafiosi, die fast den gesamten Handel für Lateinamerika kontrollieren, garantieren den Kokainproduzenten und Zwischenhändlern den Gewinn mit einer Art Vollkasko-Versicherung: Fliegt eine Ladung auf, wird der Marktpreis zu 100 Prozent erstattet. Kommt die Ware durch, kassiert das Kartell 60 bis 70 Prozent des Gewinns.
Dafür müssen die Dealer-Organisationen in Europa Bürgen besonderer Art stellen. Bis zur endgültigen Bezahlung der Ware mussten sie Mitglieder nach Südamerika entsenden, die dort als "Gäste" in feudalen Fincas festgesetzt wurden. Gibt es Komplikationen, werden die Geiseln gefoltert oder ermordet.


Der Drogenhandel allein in Kolumbien schlägt pro Jahr mit schätzungsweise acht Milliarden Mark zu Buche. Über drei Millionen Menschen sind dort vom Drogenhandel ganz oder teilweise abhängig.
Über 30 000 neue kolumbianische Dollar-Millionäre haben ihr Geld mit dem weißen Pulver gemacht. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Toten: Statistisch gesehen gab es Anfang der siebziger Jahre - vor Beginn des Drogenhandels im großen Stil - pro Jahr 1,8 Mordopfer auf 100 000 Einwohner. Heute sind es etwa 78, die meisten sind Opfer der Drogenmafia.

CLAUS CHRISTIAN MALZAHN

© DER SPIEGEL 44/2000

Kokain in den Medien IV

Das "Faszinosum dieser Droge" seien in zweiter Linie Euphorie und Hemmungslosigkeit, so Ingwersen, aber vor allem das "Grundanliegen, sich unbewusst ständig in Todesnähe anzusiedeln, mit dem Risiko, dass ein einziger Fehltritt irgendwann genügen könnte".

Der österreichische Sänger Falco hatte in den Achtzigern einen seiner größten Hits, das Lied vom Kommissar. Darin heißt es:
"Wir treffen Jill und Joe und dessen Bruder Hip /
und auch den Rest der coolen Gang. /
Sie rappen hin, sie rappen her, dazwischen kratzen's ab die Wänd'. /
Dieser Fall ist klar, lieber Herr Kommissar, /
auch wenn Sie andrer Meinung sind. /
Den Schnee, auf dem wir alle talwärts fahrn, /
kennt heute jedes Kind."
Am 6. Februar 1998 raste Falco in der Dominikanischen Republik mit seinem Jeep frontal in einen Bus. In seinem Blut fand sich ein irrwitziger Cocktail: Alkohol, Marihuana, Kokain.

Kokain in den Medien III

Solcher Stoff, schwärmt ein Konsument, mache alles leichter, besonders "das Flachlegen der Mädels". In vielen besseren Restaurants ist es mittlerweile normal, wenn sich Minigruppen Richtung Toilette aufmachen. Niemand vermutet mehr Erkältungen, wenn hektisch plappernde Besucher mit dem Zeigefinger unter der Nase hin- und herfahren, was sicherstellen soll, dass keiner der kostbaren Kristalle auf den Nachtisch-Pudding fällt.

"Auf jeder Party mit einem gewissen Glamour-Faktor laufen eine Menge Kokser herum", sagt Holger Jung von der Hamburger Werbeagentur Jung van Matt, "so leicht unser Leben heute ist, so schwer ist es, sich als Individuum zu differenzieren."
Das Defizit wird durch den Schnee und das Ritual des Koksens kompensiert. Wichtig sind dabei die Details. Ein bekannter Autor legt Wert darauf, seine Koksklumpen nur mit der Douglas-Kundenkarte zu zerkleinern; andere finden es besonders witzig, ihre Krankenkassenkarte auf der Toilette zu zücken. Die diskreteste Applikation des Kokains praktiziert ein Hamburger Börsenmakler: Er füllt eine hochprozentige Kokslösung in ein handelsübliches Nasenspray-Fläschchen der Marke "Nasivin" und bedient sich im überfüllten Schankraum einer Szenekneipe. Der lässige Spruch dazu: "Das ist gegen meinen kolumbianischen Heuschnupfen."

Das ist das Wichtigste: cool und gleichzeitig kreativ zu sein.
Wie Ideen durch den Kopf rennen, beschreibt der Popliterat Benjamin von Stuckrad-Barre, 25, in seinem Buch "Blackbox" - verschlüsselt in der Metapher eines Mannes, der am Computer sitzt:
"Ein Gedanke kommt, sehr wirr, unformatiert, soll der Gedanke sofort versendet werden? O.K. Jetzt reden sie, reden, reden: Lauftext." Das "Zeug", gemeint ist offensichtlich Kokain, "räumt die Festplatte auf - neue Kapazitäten werden frei. Sie klicken die Lupe an und untersuchen die neuen Daten mal genauer, laden sich noch was runter, erstellen neue Linien und vergleichen die Dokumente. Sie fühlen sich frisch, wie neu installiert."
Das muss die Sprache derer sein, die Bescheid wissen und das Tempo der neuen Zeit mitbestimmen.

Der Modedesigner Wolfgang Joop erinnert sich gut noch an eine Party in den achtziger Jahren, zu der lauter Prominente geladen waren. Zu essen gab es nichts. Stattdessen lag an jedem Platz auf dem Tisch "ein Onyx-Brett mit Rillen, außerdem ein kleiner Löffel und ein goldener Strohhalm". Zu dieser Zeit, erzählt der Modeschöpfer, trugen viele auch noch eine goldene Rasierklinge von Cartier um den Hals - ein praktisches Schmuckstück zum Abteilen des Stoffs.

Natürlich ist Kokain immer noch die Droge der Mode- und Popwelten. Das Supermodel Kate Moss kam vor zwei Jahren nach Alkohol- und Drogenexzessen in eine Entzugsklinik. Im vergangenen Jahr deckte ein BBC-Fernsehteam auf, wie Agenturbosse damit prahlten, junge Mädchen mit Kokain gefügig und abhängig zu machen. Über die Kokainprobleme der Popsängerin Whitney Houston wurde diesen Sommer in europäischen und amerikanischen Zeitungen offen spekuliert; Elton John outete sich im SPIEGEL: "Es war die erste Droge in meinem Leben, die ich mochte. Auf einmal konnte ich reden, stundenlang."

Auch in deutschen Studios erzählen Teilnehmer von Film- oder Fernsehproduktionen hinter kaum vorgehaltener Hand über Kokainkonsum am Set, an dem sich mal nur Leute vom technischen Personal, mal einer oder mehrere der Schauspieler und mitunter auch der Regisseur beteiligt hätten.

In der Kunstwelt gehören schwärmerische oder geheuchelt mitleidige Berichte vom Kokainschnupfen am Rande des Alltagsgeschäfts ebenso zum Konversationsgeplauder wie in der Medienszene und in deutschen Theatern. Zu den Klatschgeschichten zählt die über den Chefredakteur eines überregionalen Blattes, der in wichtigen Sitzungen viermal in zwei Stunden auf die Toilette eilt, ebenso wie die über den Kollegen in einem Hamburger Verlag, bei dem die ganze Redaktion ihren Bedarf decken konnte.

Und dann gibt es da noch jenen Berliner Dramatiker, der so abhängig von der Droge war, dass er sich nicht für jede Dosis von neuem auf die Toilette zurückziehen wollte: Also habe er sich den Fingernagel seines kleinen Fingers an der rechten Hand auf monströse Länge wachsen lassen und bei Partys und Empfängen auf höchst nonchalante Art geschnupft: Ein fahriger Griff in die Jacketttasche, die er mit großen Mengen des Pulvers gefüllt hatte, ein beiläufiges Kratzen an der Nase, und der gute Mann war wieder in Topform.

Weil der Besitz der Droge strafbar ist, geben Prominente aus der Show-Welt allenfalls rückblickend über ihre Kokain-Eskapaden Auskunft:
Iris Berben bekannte sich in einem Interview dazu, den Stoff genommen zu haben; Uwe Ochsenknecht sprach über den "Schwachsinn", sich auf das Pulver eingelassen zu haben. Zu den mit Kokain ertappten Sündern zählen Drafi Deutscher, Fritz Wepper und natürlich Konstantin Wecker, der sich in seinem Münchner Heim als Crack-Koch betätigte. Der Meisterkoch Eckart Witzigmann hat gekokst, dito der ehemalige Fußballer Jimmy Hartwig und der einstige Boxer René Weller.
Fünf Gramm pro Tag brauchte der Schauspieler Ernst Hannawald. Und trotzdem reichte es nicht, um die Fledermäuse und schwarzen Schatten zu verjagen, die ihn plagten. Irgendwann war Hannawald ein Wrack: die Nase blutverkrustet, zittrig, 100 000 Mark Schulden. Also überfiel er eine Post-Filiale, ging zum Koksen nach Hause, und dann überfiel er eine Sparkasse. Er nahm 25 000 Mark mit, verlor einen Großteil während der Flucht und wurde geschnappt. "Es war wie in Trance", erzählte er, "ich erinnere mich nur noch an Panik und Herzflattern."

Abschreckend wirken solche Berichte nicht. Immer wieder finden Dopingfahnder im Urin von Spitzensportlern Reste von Koks. Der englische Hockey-Olympiasieger Russel Garcia, der beim ehemaligen Deutschen Meister Harvestehude THC wirkt, wurde für Monate gesperrt, weil er Kokain genommen hatte; er sei in der Discothek "La Cage" auf der Reeperbahn verführt worden, sagte er.
Österreichs Skisprung-Olympiasieger Andreas Goldberger war etwa in einem Innsbrucker Nachtclub zu einer Portion Kokain überredet worden. Wo immer auch nicht nur Athleten schwach werden, Wirte und Party-Organisatoren denken wie der Hamburger Michael Ammer: "Was sich die Leute in meinen Clubs selbst mitbringen, kann ich nicht kontrollieren. Ich folge denen schließlich nicht auf die Toilette."

Wieso auch, hätte mancher Dichter und Denker vergangener Jahrhunderte gesagt; schließlich galten Drogen im Allgemeinen und Kokain im Besonderen einst als anerkanntes Mittel zur Linderung des Leids am mühsamen Leben. Das Verlangen nach einem kräftigen Rausch, lehrte der amerikanische Pharmakologie-Professor Ronald K. Siegel, könne "ebenso wenig wie Sex, Hunger und Durst jemals unterdrückt werden"; es sei "der vierte Trieb" und folglich "biologisch unvermeidlich".

Drum hielt sich Novalis an das Pflänzchen namens Mohn:
"Köstlicher Balsam träuft aus deiner Hand, aus dem Bündel Mohn. Die schweren Flügel des Gemüths hebst du empor."

Und schon Gottfried Benn gab sich dem Kokain hin:
"O Nacht! Ich nahm schon Kokain, /
und Blutverteilung ist im Gange, /
das Haar wird grau, die Jahre fliehn, /
ich muss, ich muss im Überschwange /
noch einmal vorm Vergängnis blühn."


Der älteste Beleg fürs Coca-Kauen ist fast 5000 Jahre alt. Die Inkas nutzten die Pflanze als Heilmittel und als rituelle Droge bei kulturellen Handlungen. Ende des 16. Jahrhunderts brachte der spanische Arzt Nicolas Monardes das erste Gewächs nach Europa. Der italienische Neurologe Paolo Mantagazza machte Coca in der alten Welt mit seiner 1859 erschienenen Schrift "Über die hygienischen und medizinischen Vorzüge der Coca" populär. Er berichtete nach Selbstversuchen über die psychedelischen Wirkungen und empfahl sie als Medikament - gegen Zahnschmerzen beispielsweise und gegen Verdauungsstörungen.

Ähnlich wie Heroin ist Kokain eine deutsche Entwicklung.
1860 promovierte der Chemiker Albert Niemann mit dem Thema "Über eine neue Base in den Cocablättern", und er gab dem Destillat auch den Namen: Kokain. Ein weiterer Deutscher, Wilhelm Lossen, bestimmte die Summenformel - C17 H21 NO4.
1863 ließ sich der korsische Chemiker Angelo Mariani einen Coca-Wein - eine Mixtur aus Süßwein und Coca-Extrakt - patentieren. Diesen "Vin Mariani" kosteten die Schriftsteller Jules Verne und Henrik Ibsen.
Freud beschrieb 1884 in seiner Publikation "Über Coca" Selbstversuche und empfahl Kokain als Stimulans gegen körperliche und geistige Erschöpfung, gegen Störungen der Magenverdauung - und als Elixier gegen Morphin- und Alkoholsucht. Der Stoff diente lange als Anästhetikum; selbst Coca-Cola enthielt bis 1903 Kokain. Und dann kamen die zwanziger Jahre (siehe Seite 152) und mit ihnen die Ära der Schnüffler.

Die nasengerechte Herstellung des Muntermachers ist denkbar einfach. Das aus den Blättern des Kokastrauches gewonnene Kokain wird mit Backpulver und Wasser vermischt, das Wasser anschließend verdunstet. Dadurch entstehen die weiß-gelblichen Kristalle, die in kleinen Briefchen verschweißt auf den Schwarzmarkt kommen.

Der Verbraucher verteilt seine Portion von 20 bis 120 Milligramm Schnee auf einer glatten Oberfläche, zerhackt die Kristalle und legt sich aus dem Pulver eine Linie. Mit einem Saugrohr zieht er anschließend den Stoff in die Nase; die Snobs bedienen sich dabei eines Tausendmarkscheines, der gemeine Kunde nimmt einen Strohhalm von McDonald's. Mit einer kräftigen Inhalation gelangt das Kokain dann an die Schleimhäute der oberen Nasenhöhle.
Manch einer steht darauf, sich das Pulver in die Schleimhäute des Genital- und Analbereichs einzureiben. Durchsetzen konnte sich diese Variante bisher nicht.
Über die Schleimhäute gelangt das Kokain innerhalb weniger Minuten in die Blutbahn, Atmung und Pulsfrequenz beschleunigen sich, die Pupillen werden weiter.

Auf scheinbar wundersame Weise entsteht das Gefühl, leistungsfähiger, stärker und schlauer zu sein. Kokain sei eine Droge, sagt Hinderk Emrich, Psychiater an der Medizinischen Hochschule Hannover, "die die Fassade verbessert und jede Depression wegbügelt". Der Berauschte ist bald weniger gehemmt, er ist gut gelaunt, er wird hemmungslos, er hat Lust auf Sex. Gleichzeitig wird er aggressiver, körperliche Stärke und Ausdauer nehmen zu. Und er erwirbt ein Standvermögen, das sich gerade für manches Liebesspiel günstig auswirkt.

Bitter indes: Der Rausch ist schnell vorbei.
Je nach Dosis und Gewöhnung an die Droge ist die Euphorie nach 20 bis 60 Minuten vorüber. Die Stimmung der Kokser wird mies, während gleichzeitig die Betriebsamkeit erhöht bleibt. Paranoide Wahnvorstellungen können nun auftreten. Das Selbstwertgefühl schwankt bisweilen derartig, dass viele Konsumenten erneut zur Droge greifen. Der Drang zur nächsten Linie ist enorm.

Kokain gilt darum als das Suchtmittel, das am schnellsten zur psychischen Abhängkeit führt. Forscher der Cambridge University fanden heraus, dass schon allein der Anblick der vertrauten Koks-Umgebung genügt, um ein sofortiges Verlangen nach neuem Stoff auszulösen.

Bei Versuchen mit Ratten fanden Wissenschaftler in Zürich einen weiteren teuren Nachteil der Modedroge: Während die Gier nach neuen Linien ständig steigt, lässt der Genuss stetig nach. Da Symptome körperlicher Abhängigkeit selten auftreten, gewinnen Kokser leicht den Eindruck, sie könnten jederzeit von der Droge wegkommen. Chronische Konsumenten merken oftmals nicht, dass ihre Nasenscheidewand bisweilen schon verätzt, der Darm verstopft, das Herz schwer angegriffen ist.

Nach Ergebnissen von Forschern der Harvard Medical School in Boston zählt Kokain mittlerweile zu den stärksten Auslösern für einen akuten Herzinfarkt. Wie alle Rauschmittel verändert Kokain auf Dauer radikal das Leben der Süchtigen. Der ganze Tagesablauf dreht sich irgendwann allein um die nächste Inhalation und um die Sorge, die Abhängigkeit vor Fremden zu verbergen. Das Verdrängen der eigenen Situation und die Unfähigkeit, das wahre Leben noch wahrzunehmen, führt selbst bei präzise denkenden Süchtigen nicht selten zu einem totalen Realitätsverlust.

Hat sich Christoph Daum aus diesem Grunde auf eine Haaranalyse eingelassen, obwohl er wissen musste, dass diese nur positiv ausfallen konnte? Dieses Phänomen kenne die Drogenhilfe seit langem, sagt der Suchtfachmann Hüllinghorst, "die Aufdeckung der Wahrheit wird bis zum letzten Moment hinausgeschoben, und ein Haartest gibt immerhin noch ein paar Wochen Aufschub". Oder haben Daum, der immer noch über Freunde Verschwörungstheorien verbreitet, und seine Berater nur die Methoden der modernen Haaranalyse unterschätzt?

"Viele Ärzte rechnen, dass ein Haar um einen Zentimeter pro Monat wächst und deshalb nach einem halben Jahr nichts mehr zu finden ist", sagt der Münchner Rechtsmediziner Hans Sachs, "so einfach ist das aber nicht. Es gibt große Überschneidungsbereiche."
Oder hoffte Daum vielleicht sogar, dass die Wahrheit seiner Sucht endlich ans Licht kommt, wie der Münchner Liedermacher und Ex-Kokser Konstantin Wecker glaubt: "Er wollte den Knall, er wollte die Katastrophe, die ihm hilft auszusteigen."

Der Frankfurter Drogen-Therapeut Martin Knobloch-Reith stützt diese These, denn dies sei ein typischer Effekt bei Koksern: "Entweder durchhalten und weiterkoksen oder einen Schnitt machen." Nicht jeder fällt so tief wie Christoph Daum.

Das wissenschaftliche Projekt "Kokain in Frankfurt", das die Erfahrungen von 42 Usern aus dem bürgerlichen Milieu auswertete, belegt immerhin, dass die meisten Schnupfer, auch Gewohnheitskokser, ihren Konsum so weit unter Kontrolle haben, dass sie in ein normales Alltags- und Arbeitsleben integrierbar bleiben.
Diese Kokser nutzen den Stoff so ähnlich wie einen CD-Player oder ein Rockkonzert - die Droge als Konsumartikel der Freizeitgesellschaft. Viele von ihnen sind in den harten Ecstasy-Zeiten der deutschen Clubs Anfang und Mitte der neunziger Jahre sozialisiert worden und haben jetzt genug Geld, auf den gepflegteren Kokskick zurückzugreifen. In solchen Kreisen gilt es als Statussymbol, Bekannte auf eine Line einladen zu können: Wer hat, der hat.

Im weiteren Verlauf, so die Forscher, habe sich ein "klarer geschlechtsspezifischer Unterschied" herausgestellt: Die Männer mussten das Kokain bezahlen, die Frauen boten im Gegengeschäft Sex, waren oft mit Dealern oder Szenegängern liiert. Ging die Beziehung zu Ende, versiegte die Quelle.

Ihre erste Erfahrung beschreiben die bürgerlichen Kokser als "ganz gut" bis "genial"; sie entspräche nur nicht den "superhohen Erwartungen", da "eigentlich gar nichts" passiere. Aber dann, am Ende, wird es heftig: "Zum Schluss, ohne das Zeug, biste niemand, biste gar nix mehr, eine leere Hülle, so 'n Roboter, dem der Strom ausgeht." Da machen die meisten doch lieber weiter.

Schon reagieren Betriebe und Behörden auf den Boom der Alltagsdroge Kokain. In sieben Bundesländern müssen sich Bewerber für den Polizeidienst bereits einem Drogentest unterziehen. Heftige Proteste hatte jüngst Wolfgang Scherrenbacher, der Leiter des arbeitsmedizinischen Dienstes der Stadt Stuttgart, ausgelöst. Um dem "steigenden Drogenmissbrauch etwas entgegenzusetzen", will er städtische Bedienstete wie Bademeister vor der Einstellung zu Drogentests verpflichten. Die macht die DaimlerChrysler AG schon in einigen Standorten - und das wohl aus gutem Grund. Bei anonymisierten Tests unter den Azubis des Autobauers waren im Schnitt rund fünf Prozent positiv, am Montagmorgen waren es sogar zehn Prozent.

Die Versorgung in Deutschland erledigen meist Organisationen, die streng hierarchisch aufgebaut sind und mitunter wie Mittelständler bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigen. Der frühere Kokainschmuggler Roland M., bekannt als "Schneekönig von Hamburg", verhandelte mit den Drogenbossen in Kolumbien zweispurig. Wollte er mehr als ein Kilo abnehmen, sei das ein "Kaffeeund-Kuchen-Markt" gewesen. Man habe entspannt zusammengesessen und verhandelt - "ganz seriös, wie bei einem Bananengeschäft". Gefährlich wurde es nur dann, wenn er weniger als ein Kilogramm brauchte. "Dann wurde gestochen und geschossen."

Münchner Dealer holen sich den Stoff oft auch aus Italien. Seit Albaner den Koks mit schnellen Booten über die Meerenge bringen, gilt Italien als das Dorado der Kokainsociety. Die Namen jener Münchner Ristorantes wiederum, in denen einfach an Kokain zu kommen ist, sind der Szene bestens bekannt. Italienische Kellner gelten ähnlich wie Discjockeys als fester Bestandteil der Kleindealerszene. Doch sie leben nicht mehr so ungestört wie vor einigen Jahren.

Die bayerische Metropole ist die Hochburg der Strafverfolgung. Akribisch versucht die Polizei, auch den kleinsten Konsumenten zu ermitteln. Fahndungserfolge haben die bayerischen Ermittler durch den flächendeckenden Einsatz der so genannten kleinen Kronzeugenregelung des Betäubungsmittelgesetzes. Nahezu jedem Dealer offerieren die Beamten nach der Festnahme das Angebot, durch Bekanntgabe des Lieferanten und des Kundenkreises mit einer milderen Strafe davonzukommen. Auch aufwendige Abhöraktionen wie bei Daum gelten im CSU-Reich als probates Mittel - bei einem italienischen Kleindealer wurden zwischen September und Dezember 1999 allein 3000 Handy-Telefonate mitgeschnitten. Dabei ersparen die Bayern auch den Prominenten die Pein eines öffentlichen Verfahrens nicht.

Nur in wenigen Fällen gelingt es Strafverteidigern, die Staatsanwaltschaft davon zu überzeugen, die Sache lieber geräuschlos mit einem Strafbefehl zu erledigen. Selbst für ein Gramm Koks gelten drei bis sechs Monate Haft auf Bewährung als übliches Strafmaß. Zudem muss der ertappte Kokaindelinquent in jedem Fall mit dem Entzug seines Führerscheins rechnen.
Die Staatsanwaltschaften schalten von Amts wegen die Ordnungsbehörden ein, der Erwischte wird aufgefordert, ein so genanntes Drogenscreening vorzulegen. Wie bei Daum wird ein Haar untersucht, um zu klären, ob der Drogenkonsum länger zurückliegt. Hat er bis zuletzt geschnupft, ist der Schein weg - gleich ohne jede zeitliche Begrenzung.

Dennoch: Münchens Anwälte, Broker, und Werber hält das alles nicht davon ab, weiter draufloszukoksen. Ein Immobilienhändler antwortete jüngst einem Richter auf die Frage, warum er denn gleich 200 Gramm gekauft habe: "Wenn Sie Bier holen, kaufen Sie doch auch nicht nur eine Flasche."

Es ist nur eben so, dass Kokain gefährlicher ist. Der Stoff gaukelt eine besondere Leistungsfähigkeit ja nur vor. Der Sänger Wecker beispielsweise fühlte sich auf Koks so begabt wie nie zuvor - doch wenn er wieder nüchtern war, stellte er fest, dass er nur ein paar lausige Akkorde aufs Papier gekritzelt hatte. "Wer wirklich gut ist, nimmt es eben gerade nicht", sagt der Dramaturg der Berliner Volksbühne Carl Hegemann, der Kokain sowieso für eine "eklige Droge" hält, "weil die Leute sich unter ihrem Einfluss oft ekelhaft benehmen". Musiker Elton John etwa empfand den Stoff zunächst als Hilfsmittel zur Selbstbefreiung, doch "es endete mit den Jahren in totaler Einsamkeit". Heute erinnert er sich zurück an den "Alptraum" dieser Sucht, und "manchmal, wenn ich über die Schweizer Alpen fliege, denke ich, da unten liegt all das Koks, das ich geschnupft habe".

Das entscheidende Argument gegen Kokain aber ist, dass es mörderisch wirken kann. Jederzeit, sagt Friedrich Ingwersen, Chefarzt der auf die Behandlung Suchtkranker spezialisierten Fachklinik für soziopsychosomatische Medizin Rastede, könne der Abhängige "suizidal oder parasuizidal" werden; im zweiten Fall mischt er sich einen Cocktail jener Art, der vor 18 Jahren Regisseur Rainer Werner Fassbinder tötete.

Kokain in den Medien II

Der über seine Sucht gestolperte ehemalige Manager eines US-Konzerns bereitet gerade die Gründung einer deutschen Variante der amerikanischen Betty-Ford-Klinik vor.
So viel Vorsorge scheint angebracht: Die Deutschen haben den Pfad in die verschnupfte Gesellschaft entdeckt. Die Zahl der "erstauffälligen Personen" - vulgo: Neu-Kokser - ist laut dem "Suchtbericht Deutschland" seit 1985 auf das Zehnfache gestiegen; inzwischen kommen jährlich offiziell über 5000 neue Kokain-User hinzu. Tatsächlich, ahnen alle Experten, wird diese Zahl weit übertroffen.

Es gäbe, sagt Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, gerade bei Kokain eine "wahnsinnige Dunkelziffer". Anders als etwa Heroinabhängige nutzen Kokser kaum die Angebote der Drogenhilfe, werden deshalb von den Statistiken auch so gut wie gar nicht erfasst.

Rund eine halbe Million Deutsche haben in den vergangenen zwölf Monaten Kokain geschnupft. Und anders als beim Heroin gibt es für Kokser kein spezielles Einstiegsalter. Sogar Senioren, die jenseits der Rentengrenze sind, nahmen die erste Nase. "In der Wirtschaft begegne ich Drogen immer dort, wo die Überlebensängste übermächtig werden", sagt Bernd M. Michael, Europa-Chef der Werbeagentur Grey, "meistens hatten diese Leute den Zenit ihrer Erfolge bereits überschritten, als der Koks kam."

Die permanente "Überforderung unserer Phantasie, unserer Emotionen wie unserer Verantwortung", glaubt der Sozialwissenschaftler Günter Amendt, habe das Verlangen nach "Hilfsmitteln zur pharmakologischen Wiederherstellung einer ausgeglichenen Persönlichkeit" kontinuierlich wachsen lassen. So sei Kokain zum "Treibstoff der New Economy" geworden. Die Web-Gesellschaft ist on Line, im doppelten Sinn.

Kokain, sagt Wolfgang Götz, Leiter des Therapiezentrums Kokon in Berlin, "produziert die Wirkung, die diese Gesellschaft fordert" und sei daher die "perfekte Droge für unsere Gameshow-Gesellschaft. Alle müssen gut drauf sein, leistungsfähig und erfolgreich". Nur von den Folgen, psychischer Abhängigkeit und Selbstmordgefahr, rede niemand. Ein Regulativ, das die Lust auf den Stoff von Diego Maradona, Konstantin Wecker und Whitney Houston bisher bremste, wurde vom Markt geschwemmt: der Preis.

Weil der amerikanische Markt gesättigt war und die USA Ende der achtziger Jahre ihren Kampf gegen die weiße Droge verschärften, drängten die südamerikanischen Drogenbarone auf den europäischen Markt (Seite 154). Die Folge: Die Schickimicki-Luxusdröhnung wurde zur Massenware, die heute so billig wie nie zu haben ist. Für einmal Schnupfen ist man in Metropolen mit 30 Mark, in der Provinz mit 10 Mark dabei.

Besonders Kids mit "politoxikomanem Suchtverhalten", wie Drogenhelfer jene Jugendlichen nennen, die alles einwerfen, was Spaß verspricht, haben Koks in ihr Programm fürs grenzenlose Wochenend-Vergnügen aufgenommen. Raver, die einst nur Ecstasy für die lange Nacht brauchten, greifen zunehmend zum Kokain. Denn der Schnee hält, was die Amphetamine versprechen - den richtigen Rausch.

Die Attraktivität könnte größer nicht sein. Anders als gibbelnde Haschraucher und verelendete Heroinsüchtige können Kokainschnupfer unerkannt konsumieren.

Er habe nahezu jeden Tag mit Daum zusammengearbeitet, konnte daher Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund treuherzig versichern, doch "von Drogen habe ich bei ihm nichts gemerkt". Es bleibt wahr: Es dauert lange, bis Schnupfer ihre Nasen und Herzen ruiniert haben. Der "kontrollierte Konsum von Kokain ist möglich", stellte eine Projektgruppe der Frankfurter Universität nach Befragungen von Konsumenten fest, "und sie scheint sogar sehr verbreitet zu sein". Damit eignet sich Kokain ideal als Rauschgift der zweiten industriellen Revolution.

In den USA kokste sich gerade der 26-jährige Chef von Upside.com zu Tode, und auch in Deutschland, das befürchten Fachleute, wird die permanente Überforderung und Überreizung mit ziemlicher Sicherheit bald erste Opfer fordern. Denn schon immer waren die Deutschen ja eine Nation der Sucht. In Statistiken über den Gebrauch so genannter psychotroper Mittel liegt die Bundesrepublik beim Alkoholkonsum weit vorn, beim Tabak in der Spitzengruppe, und nach dem Haschisch-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das den Besitz der Droge in geringen Mengen straflos stellt, ist laut Experten auch "die Probierbereitschaft" der Jugendlichen für Cannabis noch einmal spürbar gestiegen.

Aufhalten kann den Vormarsch von In-Drogen niemand.
Während Tabak- und Spirituosenindustrie jährlich mit Milliarden die typischen Einstiegssuchtmittel bewerben, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gerade einmal zehn Millionen Mark jährlich für vorbeugende Maßnahmen übrig. Wie eine "Lachnummer" (Hüllinghorst) wirkt denn auch die "Keine Macht den Drogen"-Kampagne des Deutschen Fußball-Bundes. Schließlich kassieren Verband und Vereine mit der Bierpromotion Millionen, schließlich bekennt sich DFB-Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder zu Wein- und Tabakkonsum.

Alles in allem, resümiert das Fachorgan "Kriminalistik" düster, sei die deutsche Rauschgiftpolitik mit der Umweltpolitik der siebziger Jahre zu vergleichen: "Eingegriffen wird erst dann, wenn der Rauch aus dem Schornstein quillt, 'at the end of the pipe'".

Gegen Kokain kommt ohnehin keiner an - zu strahlend ist das Image des weißen Pulvers. Die Regel ist dabei nicht der Kokser, der ständig drauf und süchtig ist. Die Regel ist der Gelegenheitskokser, der sich zu besonderen Anlässen wie Partys oder Clubbesuchen, manchmal auch bei größeren privaten Treffen mit Freunden Linien legt. In Szenekreisen ist Kokain so normal geworden, dass sich mancher Schnupfer kaum noch Mühe gibt, den Konsum zu verbergen.

Als ein kleines Trendmagazin in Berlin eine Party mit Lesung und DJ feierte, saß während des Programms in den vorderen Reihen ein stadtbekannter Partygänger, fingerte ungerührt den Stoff aus einem kleinen Briefchen und rieb ihn sich in die Nase. Niemand nahm Notiz davon. Und als derselbe Typ später auf dem Tresen mit einer Kreditkarte ein Hakenkreuz aus Kokain formte, um es vor Publikum genüsslich wegzuziehen, störte das nur jene in der Schlange, die deshalb länger auf ihr Bier warten mussten.

Es gibt keine Scham und keine Tabus mehr in dieser schönen, jungen Welt. Niemand wundert sich in Berlin, wenn in der Nähe der angesagten Läden morgens um fünf Uhr elegante junge Männer und Frauen ihre Bröckchen zerhacken und die Lines von den Kühlerhauben ihrer BMW-Cabrios schniefen.

Begehrt sind vor allem die Nummern der so genannten Handy-Men, also jener Dealer, die per Mobiltelefon zu jeder Tages- und Nachtzeit an jeden gewünschten Ort und auf jede gewünschte Party der Stadt bestellt werden können. Sie gelten als zuverlässig, verschwiegen und als Garantie für gute Qualität. Ihre Nummer kriegt nicht jeder; deshalb ist schon derjenige, der sie kennt, ein kleiner Star auf Partys und bei Privatessen. Die Handy-Men richten für ihre Kunden die Linien her, was mehr als nur Service ist: Für die Käufer fällt das strafbare Moment des Drogenbesitzes weg - der Konsum ist legal.

Wer keine Kontakte hat, kauft, was er kriegen kann, und das ist meist verschnittener Stoff, der vor und in Clubs von Unbekannten angeboten wird, oft überteuert, oft von schlechter Qualität. "Wenn du Glück hast, ist nur zu viel Backpulver drin, wenn du Pech hast, mieses Speed", schimpft ein Szenegänger über den Betrug mit synthetischen Drogen, "dann hast du zwei Stunden Herzrasen und Panik."

Der Hamburger Schnee, das weiß ein Fachmann, werde momentan zu regelrechten "Discountpreisen" verschleudert. Doch in der Portion zu 120 Mark sei "hauptsächlich Speed und Laktose drin - mit richtigem Koks hat das nichts zu tun". Das gestreckte Pulver, klagt der Kunde, ließe einen "draufkommen, als würde man einen Presslufthammer reiten". Die subtile, euphorisierende Wirkung reinen Schnees ist meist Großabnehmern vorbehalten.

Kokain in den Medien

Deutschland geht on Line

DER SPIEGEL 44/2000 (30.10.2000)

30. Oktober 2000 Kokain, das den designierten Bundestrainer Christoph Daum in den Abgrund trieb, ist nicht mehr nur die Droge der Schickeria. Weil der Schnee billig ist, wenig Spuren hinterlässt und schnell wirkt, wurde er zum Zauberstoff der Web-Gesellschaft.

Drogen machen geil. Das war schon vor über 200 Jahren so, als "mehrere seiner Bekannten" die Ehre und das Vergnügen hatten, dem großen Deutschen Friedrich Schiller beim Liebesspiel zuzusehen. Was sie sahen, war beinahe animalisch. Die Augenzeugen hielten in Protokollen fest, dass der Dichter der "Räuber" "während eines Beischlafs, wobey er brauste und stampfte, nicht weniger als 25 Prisen nahm".

Schnupfer Schiller schniefte noch Tabak. Manchmal rauchte er auch zusammen mit seinem Freund und Rivalen Johann Wolfgang ein Haschischpfeifchen. Den Geheimrat Goethe überkam sofort "ein eigentümliches Gefühl, begleitet von einem tiefen Summen". Friedrich Schiller hingegen glaubte, bekifft begnadet formulieren zu können. Im Rausch brachte er Sätzchen wie "Ein frommer Knecht war Fridolin" zu Papier und entschlummerte sodann, "den Kopf auf den geleerten Wurstteller gebettet".

Christoph Daum zitiert gern die Klassiker, seit ihn sein belesener Schwiegervater mit einem Zettelkasten ausgerüstet hat. Am liebsten aber mag der Fußballtrainer Einstein (Albert). "Alles Denkbare ist auch machbar", sagt Daum gern, und solche Sätze machten ihn zu einem modernen Helden, zum Vordenker der Branche und am Ende sogar zum Messias.

Daum sollte im Sommer 2001 Bundestrainer werden - er wird es nicht, weil er seinen literarischen Stichwortgeber nicht nur zitiert, sondern auch im wahren Leben kopiert und weit übertroffen hat. Augen- und Ohrenzeugen, echte wie falsche, schrieben in der vergangenen Woche mit an einem zeitgenössischen Intimreport über laute Orgien und reichlich Drogen.

Schnupfer Daum schnupfte Kokain. Und das offenbar kräftig. Bei der Haaranalyse stellte das Gerichtsmedizinische Institut Köln einen Kokainparameter fest, der um gut das 60fache über dem eines cleanen Menschen lag.

Am vergangenen Freitag kamen dann die Fahnder. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hatte Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt: für Daums Privathaus, seine ehemaligen Büroräume bei Bayer Leverkusen und für eine Computerfirma, an der der Trainer beteiligt sein soll. Und sie wurden wohl auch fündig. Am Tresor in der Daum-Villa schlug ein Drogen-Spürhund an. Der Safe wurde geöffnet. Rauschgift war nicht darin, wohl aber aufschlussreiche Papiere, die beschlagnahmt wurden. Ein Ermittler: "Es war offenbar eine Art Regelwerk, wie sich Daums Lebensgefährtin Frau Camm im Fall ihres geschiedenen Ehemanns verhalten soll." Der verlangt vier Millionen Mark Provisionen aus einem dubiosen Immobiliengeschäft auf Mallorca.

Die für Organisierte Kriminalität zuständige Abteilung der Koblenzer Staatsanwaltschaft war Daum schon länger auf der Spur. Sie hatte einen Dealerring beobachtet und vor Wochen schon, als Daum noch als Retter des deutschen Fußballs galt, deren Telefone - Festnetz und Handys - überwachen lassen. Die Protokolle der Gespräche, so ein Fahnder, "füllen ein paar Aktenbände".

Bei der Auswertung tauchte einige Male auch Daum als Gesprächspartner der mutmaßlichen Dealer auf - deshalb wurde gegen den Bundestrainer in spe ein Ermittlungsverfahren wegen Drogenbesitzes eingeleitet. Dass der Fall Daum die Bevölkerung mehr erregt als der Parteispendenskandal, dass sich selbst die Kommentatoren und Leitartikler der seriösen TV-Nachrichtensendungen und Blätter mit Aufstieg und Absturz des koksenden Halbwaisen aus dem Ruhrpott befassen, ist Folge einer seltsamen Melange: Der Lieblingssport der Deutschen, der Mythos der Modedroge Kokain und die überall zu spürenden Versagensängste im Zeitalter des Turbo-Kapitalismus - alles gebündelt in der Person des Mannes mit den irrlichternden Augen.

Lange galt das weiße Pulver, lyrisch "Schnee" oder kurz "Koks" genannt, ausschließlich als Droge für den, der alles hat und das ganze Leben als Party begreift. Etwa jene exklusive Gesellschaft, die sich wöchentlich an der Hamburger Außenalster trifft. In der Villa sind alle - Serienschauspieler, alternde Popsänger und jede Menge Söhne und Töchter aus gutem Hause - gut drauf wie immer. Es ist ja auch wie immer: Ein DJ legt Housemusic auf, für die Damen gibt es Gratis-Champagner, den Herren werden Mixgetränke mit Wodka und dem Muntermacher "Red Bull" kredenzt. Alle sind cool, alle tun ganz entspannt, doch alle starren auf das Epizentrum der Feier - vor dem Designerkamin in der "Lounge" hält der Hausherr Hof. Er fragt: "Will sich jemand frisch machen?" Sie lächeln wissend, keiner sagt "Nein". Also verschwindet der Herr in einer Art Vip-Waschraum im zweiten Stock und kehrt nach wenigen Minuten zurück. "Es ist angerichtet", sagt er und grinst.

Eine Blondine schwärmt später: "Da gab's 'ne ordentliche Auslage auf dem Damen-Klo." Koksen, sagt ein Profi-Feierer, gehöre "einfach zum guten Ton". Konsumiert wird das Statussymbol des hedonistischen, konsumorientierten Lebensstils standesgemäß vom Silbertablett - mitunter aber auch ganz profan vom Fensterbrett, vom Spülkasten oder vom Toilettendeckel. Denn längst sind die Kreise der Schnupfer nicht immer so exklusiv wie die an der Alster. In jeder deutschen Großstadt gibt es Dutzende von Bars, wo Kokain zum Bier verkauft wird. Es gibt Dealer, die per Handy oder E-Mail benachrichtigt werden und mit ihrem Smart so flink beim Kunden sind wie der Pizza-Service. Es gibt Banker, Broker, Sportler, Werber und natürlich Computerfreaks, die Koks nehmen. Und deshalb gibt es Kokain überall zu kaufen - 100 bis 180 Mark das Gramm.

Der Stoff, weiß Rüdiger Engler, Leiter des Rauschgiftreferats beim Berliner Landeskriminalamt, sei längst zur "gemeinen Straßendroge" geworden. Wer in Hamburg nach Schnee fragt, erfährt schnell den Namen jener Imbissbude, die einen "Döner Spezial" im Programm hat - das Kokainkügelchen kommt mit dem Wechselgeld. Aktuelles Losungswort in den Bars von St. Pauli: "Kannst du mir helfen?" Viele können - für Geld, für Sex oder für die Aussicht auf umgekehrte Hilfe beim nächsten Mal.

Kokain ist das Zaubermittel des Dotcom-Zeitalters. Hasch oder Alkohol passen immer weniger in die Welt der Einzelkämpfer, die alle dem hinterherjagen, was allein zählt - Erfolg. Die Globalisierung und das World Wide Web verlangen neue Persönlichkeitsmerkmale. Der moderne Mann, die moderne Frau muss biegsam sein, beweglich, jedes Tempo mitgehen können. Doch der Mensch ist nicht dafür geschaffen, stets dem Hochgeschwindigkeitsdiktat der Microchips folgen zu können. Also wird überall die prinzipielle Bereitschaft vorausgesetzt, sich mit allen verfügbaren Mitteln, legalen wie illegalen, anzupassen - und dafür auch die Risiken in Kauf zu nehmen.

Die Gesellschaft, sagt Rolf Grigat vom Zentrum für Psychotherapie und Meditation im bayerischen Aham, habe sich "mit ungeheurem Aufwand auf das Erzeugen, Verteilen und Konsumieren von Ersatzstoffen und -handlungen" eingestellt. Der koksende Fußballtrainer und der Ecstasy einwerfende Techno-Freak würden sich ihre individuellen Rauschzustände genauso perfekt verschaffen wie der von Versagensängsten getriebene Workaholic, der machtbesessene Politiker oder der gewalttätige Jugendliche. Doch die natürlichen Mittel reichen immer seltener aus, das "innere Nichts" zu füllen, wenn "das Selbstwertgefühl im Arsch ist", wie es Rolf Bollmann drastisch formuliert.

Kokain tanzt aus der Reihe

15.09.2006 Pressemitteilung von Eve & Rave Berlin
Kokain tanzt aus der Reihe

Wenn Promis in Zusammenhang mit Drogen für Schlagzeilen sorgen, dann handelt es sich dabei praktisch immer um Besitz und Konsum von Kokain. Kokain gilt noch immer als das Aufputschmittel der »Schönen und Reichen«, auch wenn ein Gramm Kokain derzeit nur 50 bis 70 Euro kostet und somit auch für Normalbürger erschwinglich ist. Und die Normalbürger konsumieren reichlich Kokain, nach neuesten Untersuchungen weit mehr als in den meisten Publikationen zum Thema angegeben wird. Doch bezüglich des Wissens um die Wirkung von Kokain, insbesondere bezüglich des Mischkonsums unter Beteiligung von Kokain, herrscht immer noch ein erhebliches Informationsdefizit. Dies liegt vor allem in der Tatsache begründet, daß die Vermittlung von Erfahrungswissen im Kreise der Konsumenten von Kokain bei weitem nicht so gepflegt und gefördert wird wie in den Kreisen der Konsumenten von diversen anderen Drogen.

In dieser Pressemitteilung werden vor allem aktuelle Gegebenheiten im Zusammenhang mit dem Schnupfen von Kokain (nasale Applikation von Kokain-Hydrochlorid) dargestellt und analysiert, nicht berücksichtigt werden dabei die im Zusammenhang mit dem Rauchen von der Base des Kokains (Crack, Free Base) stehenden Aspekte, da diese Form des Konsums von Kokain in der Partyszene wie auch in der Allgemeinbevölkerung relativ selten ist.

NEWS ZU KOKAIN

17.10.2006
Die Epidemie der Rastlosigkeit und die Karriere des Koks für Kinder
Jörg Auf dem Hövel

Am Beispiel der medikamentösen Behandlung der Aufmerksamkeitsstörung ADHS zeigt sich, wie die Gesellschaft den frühen Umgang mit chemischen Substanzen diskutiert Aufmerksamkeitsdefizite, geringe Frustrationstoleranz, impulsives oder gar aggressives Verhalten: Was sich liest wie die Charakterbeschreibung manches Fußballfans ist in den Kinderarztpraxen der Republik das Diagnosebild eines Kindes mit Aufmerksamkeitsstörung-Syndrom, kurz ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). In einem Drittel aller Fälle heißt die Lösung Methylphenidat, Handelsname "Ritalin" oder "Medikinet", ein Amphetamin-Derivat, das die Gedanken fokussiert. In Deutschland erhalten zur Zeit täglich rund 60.000 Kinder und Jugendliche die Substanz, in den USA und Großbritannien sind die Zahlen ähnlich.

An dem oft erbittert geführten Streit um Sinn und Unsinn der medikamentengestützten Therapie des "Zappelphillip-Syndroms" lassen sich gut die Eckpunkte einer Diskussion verorten, die zukünftig noch an Bedeutung gewinnen wird: Welche geistigen Zustände will man fördern, welche sollen Kindern nahe gelegt werden? Wie geht die Gesellschaft mit ihren kleinen und großen Helfern in einer Zeit um, in der die Grenze zwischen Nahrungs- und Arzneimitteln verschwimmt? Welche Rolle soll pharmakologische Beeinflussung spielen, wenn die "Wahrheit" im Spannungsfeld zwischen organisierter Ärzteschaft, profitorientierten Pharmafirmen, materialistischer Wissenschaft, besorgten Eltern und ungefragten Kinder zu verschwinden droht?

Die Zahlen klingen eindeutig: Etwa 3-5% (300.000 - 500.000) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von ADHS betroffen, Jungen gegenüber Mädchen zwei- bis viermal häufiger. Rechnerisch sitzen in jeder Schulklasse ein oder zwei Kinder, die unter ADHS leiden. Bei Erwachsenen schätzt man die Häufigkeit auf nur etwa ein Prozent. Als goldener Weg gilt heute eine "modale Therapie", die nicht nur das Medikament als Wundermittel sieht, sondern die psychsozialen Begleitumstände analysiert und nach Bedarf zu ändern versucht. Eltern- wie Lehrertraining kann hierzu genauso gehören wie eine Verhaltens- und Psychotherapie des Kindes. Aber hinter den Fakten versteckt sich ein seit Jahren erbittert geführten Kampf um Deutungshoheit über die Krankheit.

Professoren wie der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Götz-Erik Trott weisen darauf hin, dass das Syndrom hyperaktiver Kinder schon im 19. Jahrhundert beschrieben wurde. Beliebtestes Beispiel ist die berühmte Geschichte des Nervenarztes Heinrich Hoffmann, der 1845 in seinem "Struwwelpeter" mit dem Zappelphilipp dem ungesteuerten Verhalten ein literarisches Denkmal setzte. Das Problem dabei: Eine genaue und heute noch überprüfbare Diagnosetechnik lag damals nicht vor, das "hyperkinetische Syndrom" wurde erst sehr viel später entdeckt. Oder erfunden, wie viele Kritiker der ärztlichen Psycho-Kategorisierung sagen.

Die Diagnose

1902 veröffentliche der britische "Lancet" den richtungsweisenden Aufsatz von Georg F. Still, der von Kindern mit "merklichen Unvermögen, sich zu konzentrieren", berichtete. Seit dieser Zeit versucht man dem Phänomen habhaft zu werden, aber so einfach wie bei "Kopfschmerzen" funktionierte das nicht. Zunächst sprach man von "minimaler zerebraler Dysfunktion" (MCD), was auf Schäden im Hirn hinwies, später von der "hyperkinetischen Störung", was den Bewegungsdrang in den Vordergrund stellte. Aber das Krankheitsbild war verwaschen, die "zerebrale Dysfunktion" war zudem im Hirn nicht nachweisbar. "MCD: Leerformel oder Syndrom?", titelten daher 1987 Günter Esser und Martin H. Schmidt in ihrem Buch.

In genau diesem Jahr setzte der US-amerikanische Psychiatrieverband dann auf das Kürzel ADHD, im Deutschen ADHS, das bis heute gültig ist. Schon an dem Wandel der Begrifflichkeiten machen Kritiker die Ungenauigkeit eines Diagnosebildes fest, das aus ihrer Sicht primär nach biochemischen Störungen sucht, um diese in einem zweiten Schritt auch chemisch zu behandeln. So sagt Dieter Mattner, Professor für Sozialpädagogik an der FH Darmstadt:

"Auffällig an diesen neurobiologischen Konzeptionen bleibt bis heute, dass innerhalb der diagnostischen Blickreduzierung dieser Konzeptionen die oftmals als problematisch erkannten psychosozialen Lebenshintergründe von betroffenen Kindern als mögliche primäre Verursachungen der Verhaltensprobleme weitestgehend bewusst ausgeblendet bleiben."

Der Wiener Satiriker Karl Kraus vermutete schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts: "Die Diagnose ist eine der häufigsten Krankheiten." Kritiker des ADH-Syndroms behaupten bis heute, dass sich die Krankheit in die Reihe der unnützen und gefährlichen Psycho-Klassifikationen einreiht, die aus einem unruhigen Kind einen pathologischen Fall macht.

Fakt ist bisher nur: Deutschland und die Welt sind aus der Perspektive der Experten voller psychisch Gestörter. Im Katalog der Veteran's Administration der USA waren nach dem Zweiten Weltkrieg gerade einmal 26 Störungen notiert. Das auch in Deutschland gültige "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM-IV) der Vereinigung der amerikanischen Psychiater zählt heute über 400 verschiedene Leiden auf. Addiert man die deutschen Angaben aus dem Katalog zur Verbreitung psychischer Leiden, befinden sich zu jedem Zeitpunkt knapp 60 % der Bevölkerung in geistiger Umnachtung oder anderen abnormalen Zuständen - die Mitglieder des Bundestages noch nicht einmal abgezogen.

Kritische Eltern und Ärzte vermuten daher seit Beginn des ADHS-Hypes, dass hier nur eine erneute Ausweitung des Beschäftigungsfelds der Ärzteschaft vorgenommen wurde. 2002 urteilte der Kinderarzt Dietrich Schultz: "ADHS ist insgesamt ein Konstrukt. Damit wird ein Verhalten von Kindern erklärt, das unsere Gesellschaft hervorgebracht hat." Aber ist es tatsächlich so einfach?

Die Forschung weist immer deutlicher darauf hin, dass die Anfälligkeit für ADHS vererbbar ist. Allerdings stellt sich auch in diesem Bereich heraus, dass die Gene nicht die Vorherrschaft haben: Soziale Komponenten müssen dazu kommen. Und selbst dann ist das Syndrom keine Krankheit, die ausbricht wie die Masern. Die Übergänge sind gleitend, der Raum zwischen eingebildeten, herbeigeredeten, schwachen und starken Symptomen fließend, das Phänomen "gleicht eher dem Übergewicht als den Windpocken", wie Manfred Döpfner, Professor für Psychotherapie am Klinikum der Universität zu Köln, annimmt. Er behauptet, dass nur bei einem Prozent eines Kinderjahrgangs die Diagnose völlig eindeutig ist. Das Problem: Heute werden zwischen 3 und 15 % der Kinder mit ADHS diagnostiziert.

Zur sicheren Diagnose von ADHS gehört Erfahrung, die so mancher der konsultierten Ärzte und Psychiater nicht hat. Die DSM-IV Liste für ADHS (1) fördert diagnostischen Kriterien mit großem Interpretationsspielraum. Und: Zu hohe oder niedrige Lernanforderungen in der Schule können die gleichen Symptome wie bei ADHS hervorrufen.

Nach der Diagnose folgt in einem Drittel der Fälle die Therapie mit Hilfe von Medikamenten - und auch die ist umstritten. Schon 2002 forderte die damaligen Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merck (SPD), dass nur Ärzte mit Zusatzqualifikation Methylphenidat verschreiben dürfen. Passiert ist dies bisher nicht.

So steigt der Verbrauch von Methylphenidat seit Jahren kontinuierlich an, die aktuellen Zahlen zeigen einen erneuten Sprung nach oben. Anfang der 90er Jahre war die Substanz noch nicht etabliert, die Steigerungen sind von diesem niedrigen Niveau aus zu interpretieren. Die Bundesopiumstelle registrierte 1993 die Nutzung von nur 34 Kilogramm reinem Methylphenidat, im Jahr 2001 waren es bereits 693 Kilogramm. Zwischen 1998 und 1999 hatte sich die Menge verdoppelt, in einem knappen Jahrzehnt kam es zu einer 20fachen Steigerung.

Damit aber nicht genug. Bis 2004 stieg die Menge noch einmal kräftig an, der Arzneimittelverordnungsreport 2005 zeigte nun eine Steigerung um das Dreißigfache (2). In 2005 wurde 1.200 Kilogramm von deutschen Apotheken ausgegeben. Die Verschreibungen stiegen dementsprechend ebenfalls an. 2004 kam es in Deutschland zur Verordnung von über 25 Millionen definierten Tagesdosen (30 mg) von Methylphenidat, 95% davon entfielen auf Kinder und Jugendliche. Angesichts dieser Zahlen dämmert es selbst den Befürwortern einer pharmakologischen Behandlung, dass Deutschlands Kindern mit Methylphenidat überversorgt sind.

Das ist kein deutsches Phänomen, auch das Ausland berichtet über den Anstieg des Verbrauchs. In Großbritannien wurden 2005 rund 362.000 Mal Methylphenidat verschrieben; die Tendenz ist auch auf der Insel seit Jahren steigend. Dem INCB ( International Narcotics Control Board (3)) berichten 156 Ländern ihren Im- und Export von Stoffen, die in der "Schedule II" Anlage gelistet sind, unter anderem stehen hier Morphine und einige Barbiturate - und auch Methylphenidat. Laut INCB ist diese Droge die am häufigsten gehandelten Substanzen weltweit aus dieser Klasse. In der Medikamentenrangliste des Ritalin-Herstellers Novartis stand das Medikament 2002 mit einem Jahresumsatz von 148 Millionen Euro auf Rang 18.

Die Vorreiterrolle beim Vertrieb nehmen wieder einmal die Ärzte in den verschreibungsfreudigen USA ein. In den Staaten sollen zwischen drei und fünf Prozent der Kinder unter ADHS leiden, auch hier sitzt demnach in jeder größeren Schulklasse im Durchschnitt ein Kind mit ADHS. Mindestens fünf Millionen Kinder erhalten täglich Ritalin oder ein anderes Methylphenidat. Die Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) berichtete in ihren Statistiken aus dem Jahr 2000 von monatlich 2,5 Millionen ausgestellten Rezepten für Methylphenidat - alleine für Kinder. Dazu kommen noch einmal 1,5 Millionen Verschreibungen für Erwachsene. Der Markt für Methylphenidat ist bunt in den USA, diverse Handelsnamen streiten um die Gunst der Kundschaft: Ritalin, Concerta, Metadate, Methylin, Rubifen.

Erhebungen gehen davon aus, dass - wie in Deutschland - rund ein Drittel aller mit ADHS diagnostizierten Kinder und Jugendlichen Methylphenidat erhalten. Die Zahlen sind veraltet, die Pharma-Konzerne produzieren derweil soviel Methylphenidat wie nie. 1990 stellten nur zwei Firmen das Stimulans her, man produzierte 1.768 Kilogramm, vier unterschiedliche Pillendreher kümmerten sich um den Vertrieb. Zehn Jahre später stießen sechs Großhersteller bereits 15 Tonnen her und 20 Firmen boten das Medikament an. Fazit: Die USA produzieren und konsumieren an die 90 Prozent des weltweiten Methylphenidat.

Lawrence Diller, Kinderarzt und einer der schärfsten Kritiker des Ritalin-Booms in den USA, spricht von epidemischen Verschreibungspraktiken. Seinen Berechnungen nach sind in den USA alleine 1995 fünf Tonnen der Substanz übrig geblieben. Eine Zahl, die sich mit höherer Dosierung, längerer Behandlungsdauer und Export ins Ausland nicht erklären ließe, wie er meint.

Studentenfutter

Die Droge ist begehrt, weitere Zahlen zeigen das Ausmaß des Hypes: Zwischen Januar 1996 und Dezember 1997 wurden rund 700.000 Dosiseinheiten als gestohlen gemeldet, Ritalin und seine Vertreter stehen bei der DEA (4) noch heute in den Top-Ten der gestohlenen Drogen und Medikamente. Aktuell kostet eine Pille Ritalin auf dem Schwarzmarkt zwischen drei und 15 Dollar. Die Dosierung ist auf den Lerneffekt ausgerichtet, meist werden nur ein bis drei Pillen mit 10 mg geschluckt, euphorische oder speed-ähnliche Effekte sind aber erst ab 200 mg zu erwarten. Und selbst dann wird die Wirkung als sehr dumpf beschrieben, Begeisterung löst Methylphenidat im Drogen-Untergrund daher nicht aus.

Über die Jahre kristallisierte sich - wie bei fast jedem psychoaktiven Medikament - ein neues Einsatzgebiet für Ritalin heraus. Das Forschungsinstitut RTI International (5) geht davon aus, dass rund 7,3 Millionen Amerikaner Methylphenidat schon einmal ohne Verschreibung genommen haben, weniger um die Nacht durchzutanzen, sondern um ihre Schul- oder Berufsleistung zu optimieren.

Was nämlich gerne vergessen wird: Ritalin steht in einer Reihe mit den Amphetaminen (Speed, Ecstasy), die ebenfalls bei ADHS angewandt werden. Nur ist deren Ruf ruiniert, ihnen wird Abhängigkeitspotential oder Hirnschädigung zugeschrieben, obwohl ihr niedrig dosierter, ärztlich kontrollierter Gebrauch keine nachgewiesenen Nachfolgeschäden mit sich bringt. Wissenschaft und Pharma-Industrie entwickeln nicht nur aus Forschungsdrang und Philanthropie ständig neue Substanzen, es geht auch darum, alten Wein in neue Schläuche zu gießen. Anders gesagt: Hier ein Methyl-Molekül ranhängen, dort eine NH-Gruppe wegnehmen, ein neuer Name und Public Relation wirken Wunder. Bis auch für das neue Medikament Langzeitfolgen bekannt werden und der Zyklus von vorne beginnt. Auch das nennt sich wissenschaftlicher Fortschritt.

Eine 1998 von der Indiana University durchgeführte Umfrage unter 44.232 Studenten zeigte: Fast 7% hatten Ritalin schon einmal probiert, 2,5 % nutzten es einmal im Monat oder öfter. Ein paar Jahre später (2002) untersuchte (6) man das Konsumverhalten von 1.536 Schülern aus dem Mittleren Westen. 4,5 % davon nahmen Stimulanzien zur Erhöhung der Aufmerksamkeit ein.

Wie in Deutschland streiten auch in den USA die Gelehrten, ob und wann der Dauereinsatz eines Medikaments bei ADHS-Kindern sinnvoll ist. Die neuen Erkenntnisse aus der Hirnforschung leiten den wissenschaftlichen Diskurs dabei primär in eine biologisch-determinierte Richtung. Noch ist es nicht soweit, aber es steht zu vermuten, dass bald eine objektive Unterscheidung zwischen den Hirnstoffwechsel eines "normalen" und ADHS-Kinds gefunden wird. Und dann?

Es ist bei näherer Betrachtung kein so großes Wunder, dass Stimulanzien bei Kindern beruhigend wirken können. Auch Amphetamine machen aus ihren Nutzer nicht automatisch einen fickrigen Durchgeknallten, bei entsprechender Dosierung dienen sie auch Erwachsenen als Fokussierungsmittel. Die Studien über stimulanzaffine Schüler und Studenten weisen auf die inzwischen normale Tendenz hin, Errungenschaften der Pharma-Industrie im Alltag zu nutzen. Dass die pharmakologische Behandlung von Anpassungsproblemen nun auf die jüngsten und sensibelsten Vertreter der Generation durchschlägt stellt die Fragen des vernünftigen Umgangs mit Medikamenten und psychoaktiven Drogen neu.

KOKAIN

Substanz Weißes, flockiges, kristallines Pulver; geruchlos, bitterschmeckend, schleimhautbetäubend.
Der Wirkstoffgehalt in dem als Kokain verkauften Pulver variiert stark (20 bis 80 %).
Zusätzliche Beimengungen sind meist Speed, Koffein, Milchpulver.
Kokain wird meist gesnieft, seltener gespritzt oder als Base geraucht.


Wirkung Die Wirkung ist u.a. abhängig von der Dosis, dem Reinheitsgrad, den Gewöhnungseffekten, von Set (innerer Zustand) und Setting (Umfeld) des Users.
Beim Sniefen tritt die Wirkung nach 2-3 Minuten ein. Die Wirkdauer beträgt 1-2 h, bei Dauerusern ist sie spürbar kürzer.

Wirkspektrum:
Kokain hemmt die Wiederaufnahme von körpereigenem Dopamin, daher kommt es zu Euphorie, stark gesteigertem Selbstvertrauen, Ausgelassenheit, Wegfall von Hemmungen und Ängsten, Hyperaktivität, Erhöhung der Kontaktfähigkeit, Abnahme der Kritik- und Urteilsfähigkeit bis hin zu Redseligkeit (Laberflash).



Kurzzeit- nebenwirkungen Unterdrückung von Hunger-, Durst- und Müdigkeitsgefühlen, erhöhter Blutdruck, Anstieg der Körpertemperatur, Rötung der Haut, veränderte Wahrnehmung beim Sex (sowohl potenzförderns als auch lustkillend) Pupillenerweiterung. Möglich sind außerdem: Unsicherheit, Angst bis hin zu paranoiden Anfällen, Störungen im Denkablauf, Kribbeln unter der Haut, und Angst, innere Unruhe, gesteigerte Aggressivität, Reizbarkeit, Wahnvorstellungen, Depressionen, physische und psychische Erschöpfung.

Erhöhtes Herzinfarktrisiko sowie erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Angina-Pectoris-Anfalls [starke Brustenge], da unter Kokainwirkung Herzschlagfolge und Blutdruck stark ansteigen. Dadurch wird der Sauerstoffbedarf des Herzens erhöht. Zugleich kann Kokain Verkrampfungen der Herzkranzgefäße auslösen und die Blutgerinnung aktivieren. Der durch die Droge erhöhte Sauerstoffbedarf kann deshalb nicht mehr gedeckt werden. So kann es zum Herzinfarkt kommen.

Außerdem Gefahr von Kollaps und Kokainhalluzinationen [z.B. Kribbeln unter der Haut, wie Würmer]. Überdosis kann zum Tod durch Atemlähmung führen.




Langzeit- nebenwirkungen Bei Dauerusern können sich mit zunehmenden Kokainkonsum die Nebenwirkungen verstärken: Nasenschleimhäute und Nasenscheidewand werden beim Sniefen stark angegriffen.
Schwächung des Körperabwehrsystems durch mangelnde Zufuhr von Mineralien/Vitaminen: Infektionsanfälligkeit. Veränderung des Denk-Bewegungs-Ablaufs (nervöse Zuckungen, gesteigerte Aktivität). Gewichtsverlust aufgrund von Unterernährung als Folge des verminderten Hungergefühls möglich.
Depressionen, Wahnvorstellungen, Schizophrenie, Gereiztheit, starke Stimmungsschwankungen können auftreten.
Bleibende Störungen des Kurzzeitgedächtnisses bzw. intellektueller Fähigkeiten möglich.
Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit möglich.


Wechsel- wirkungen Kokain+Alkohol: Du spürst die Menge des getrunkenen Alkohols nicht mehr. Alkoholvergiftung möglich!

Kokain + andere Stimulanzien (Speed, Ecstasy, Koffein/Energy Drinks): sehr hohe Belastung für Dein Herz-Kreislaufsystem, kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Kokain + Nikotin: führt zu Gefäßverengung - Schlaganfall möglich!


Safer Use Vermeide es, Kokain zu nehmen, wenn es Dir körperlich schlecht geht oder Du psychische Probleme hast.
Wenn Du Dich entscheidest, Kokain zu nehmen, nimm es nur, wenn jemand bei Dir ist, dem Du vertraust!

Achte darauf, was und bei wem Du kaufst, nutze nach Möglichkeit "Drug Checking" (Substanzanalysen oder Schnelltests). Du weißt nie, wie hoch der tatsächliche Wirkstoffgehalt in dem gekauften Kokain ist - niedrig dosieren! Achtung: es gibt kein Gegenmittel!

Mischkonsum potenziert das gesundheitliche Risiko!

Kokain entzieht Deinem Körper wichtige Mineralien/Vitamine, daher solltest Du immer genügend Wasser/vitaminreiche Fruchtsäfte trinken und für frische Luft sorgen! Den durch Kokain verursachten Kalziummangel kannst Du durch den Verzehr von Milchprodukten ausgleichen.

Vermeide es, verantwortungsvolle Tätigkeiten auszuführen (nicht Auto fahren!)

Wenn Dich Kokain sexuell antörnt - denke an Safer Sex!


Female Special Frauen reagieren an unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Zyklus' mehr oder weniger sensibel auf Kokain.

Im Allgemeinen wirkt es auf Männer stärker als auf Frauen.
Häufige Einnahme von Kokain kann dazu führen, dass Menstruationsbeschwerden verstärkt, die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und der Monatszyklus gestört werden [unregelmäßige oder ausbleibende Periode]. Dennoch ist eine Schwangerschaft möglich! DESHALB: auch in diesem Fall mit Kondomen vor ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen!

Häufiger Konsum von Kokain während der Schwangerschaft verringert das Geburtsgewicht deutlich und erhöht zudem die Rate an Totgeburten und angeborenen Missbildungen. "Kokain-Babies" können erhebliche Entwicklungsstörungen aufweisen.


Diese Informationen sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Kokain unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar!

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Der Autor übernimmt keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.

CANNABIS

Substanz Cannabis gehört zur Familie der Hanfgewächse. THC (Tetrahydrocannabinol) ist der psychoaktive Hauptwirkstoff der drei Hanfarten Cannabis indica, Cannabis ruderalis und Cannabis sativa.
THC gehört zur Stoffklasse der Cannabinoide.
Der THC-Gehalt kann in einigen Pflanzen nahezu Null sein und bei anderen bis zu 25% des Harzes ausmachen. Außerdem sind noch viele weitere Cannabinoide enthalten, deren Wechselwirkung zum typischen Cannabis-Rausch führt.

Es gibt unterschiedliche Zubereitungsformen:
- Marihuana (Gras, Ganja): kleingeschnittene Pflanzenteile (weibliche Blüten), deren Wirkstoffgehalt an THC unter dem von Haschisch liegt (durchschnittlich 7%; bei Pflanzen, die unter besonderen Bedingungen - in Bezug auf Licht, Bewässerung etc. - angebaut werden, bis zu 20%)
- Haschisch (Shit, Dope): das gepresste, oft gestreckte Harz der Hanfpflanze (THC-Gehalt: 10-20%)
- Haschischöl (Öl aus dem Harz) - Hanföl (Öl aus dem Samen) etc.

Der THC-Gehalt von Cannabisprodukten kann erheblich variieren. Der durchschnittliche THC-Gehalt in Cannabis ist jedoch seit Jahren stabil. Der in einigen Ländern festgestellte Anstieg des THC-Gehalts kann auf das Marktangebot an intensiv kultiviertem, innerhalb der EU angebautem Cannabis zurückgeführt werden.

Cannabis-Produkte können pur oder mit Tabak in Joints (Prinzip: selbstgedrehte Zigarette) und Pfeifen jeglicher Art geraucht als auch in Getränken (z.B. in Tee, Kakao), sowie Nahrungsmitteln zubereitet werden (z.B. in Keksen, Jogurt o.ä.).




Wirkung Die Wirkung ist u.a. abhängig von Dosis, Reinheitsgrad, Gewöhnungseffekten sowie von Set (innerer Zustand) und Setting (Umfeld) des Users.

Wirkung tritt innerhalb von 10 min nach dem Rauchen ein. Wird Cannabis in Nahrungsmitteln oder Getränken konsumiert, dauert es 0,5-2 h bis zum Wirkungseintritt.

Wirkungsspektrum: Dein momentaner Gefühlszustand wird verstärkt. Nebeneinander von stimulierenden und sedierenden (beruhigenden) Effekten. Veränderung akustischer, visueller und taktiler (den Tastsinn betreffend) Empfindungen, des Raum-/Zeiterlebens. Euphorie mit erhöhter Kontaktfähigkeit ist möglich. Aphrodisierend. Bei hoher Dosis: gesteigerte Wahrnehmungsveränderungen und stark verminderter Antrieb (Mattheit bis Teilnahmslosigkeit). Die euphorische Phase hält 1-2 h an, anschließend tritt meist ein beruhigender Effekt in den Vordergrund.

Wirkungsdauer: je nach Dosis und Stoffqualität 1-5 h. Beim Verzehr kann die Wirkung bis zu 10 h anhalten.

THC erweitert die Bronchien, weshalb es auch als Asthmamittel eingesetzt wird. Es wirkt krampflindernd, schmerzstillend und appetitanregend (medizinische Anwendung bei chronischen Krankheiten wie Epilepsie, Multipler Sklerose oder Aids).




Kurzzeit- nebenwirkungen Mundtrockenheit, "rote Augen", Erhöhung der Herzfrequenz, Blutdruckabfall, leicht herabgesetzte Körpertemperatur, gesteigerter Appetit in Folge von gesenktem Blutzuckerspiegel. Reizhusten, gelegentlich Auftreten von Schwindelgefühlen, Konzentrationsproblemen. Erweiterte Pupillen möglich.

Bei Überdosierung (auch bei Erstkonsum) sind Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen, Kreislaufprobleme, Halluzinationen und Angstzustände möglich.

Verkehrstüchtigkeit ist unter der Einwirkung von Cannabis in der Regel stark beeinträchtigt ("Tunnelblick"), obwohl der User das Gefühl hat, noch fahren zu können.

Stephan Quensel: Cannabis, Straßenverkehr und junge Leute. Ein Dispositiv im Generationskonflikt




Langzeit- nebenwirkungen Bei Dauerusern können sich mit zunehmendem Konsum die Nebenwirkungen verstärken:

Lungenkrebsrisiko! Die aufgenommene Menge an krebserregenden Stoffen ist beim Joint-Rauchen höher als beim Zigarettenrauchen, weil:
1. Cannabisrauch meist tiefer inhaliert und der Rauch länger in der Lunge gehalten wird als Zigarettenrauch, 2. Joint-Filter zumeist kleine gerollte Kartonstücke sind, die keine Schadstoffe filtern können. Zigarettenfilter hingegen filtern einen Teil der giftigen Substanzen, bevor sie mit dem Rauch in die Lunge gelangen können.

Beim Rauchen sind außerdem Asthma und chronische Bronchitis, Husten, Halsschmerzen und Entzündungen der Nasennebenhöhlen möglich.

Durch Cannabiskonsum können latente (verborgen vorhandene) Psychosen ausgelöst werden.
Eine psychische Abhängigkeit ist möglich!

Bei häufigem Konsum von Cannabisprodukten kann es zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses kommen.

Umstritten: Für sogenannte "Flashbacks"' (der User wird plötzlich in rauschartige Zustände zurückversetzt, auch wenn der letzte Konsum schon mehrere Wochen zurückliegt) oder das "Amotivationale Syndrom" gibt es bis heute keine wissenschaftlichen Beweise.


Wechsel- wirkungen Cannabis + Tabak: erhöhtes Atemwegsrisiko. Nikotin unterdrückt die THC-Wirkung, während THC die Nikotinwirkung steigert.
Cannabis + Speed/Crystal/Ecstasy: Risiko von Kreislaufbelastungen, kann Angst- oder Panikzustände fördern.
Cannabis + Alkohol: verstärkt die Alkoholwirkung, kann Übelkeit verursachen. Wirkung von Cannabis wird durch Alkohol überdeckt. Cannabis + Psilocybin: gegenseitige Wirkverstärkung. Kann psychotische Zustände, begleitet von Angst, auslösen oder verstärken.
Cannabis + Nachtschattengewächse/Kokain: Cannabis kann die Wirkung von Nachtschattengewächsen oder Kokain verstärken.

Safer Use Vermeide es, Cannabis zu konsumieren, wenn Du Dich schlecht fühlst oder Du psychische Probleme hast.

Achte darauf, was Du bei wem kaufst. Nutze nach Möglichkeit "Drug Checking" (Substanzanalysen oder Schnelltests).

Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung keine Cannabis-Produkte konsumieren!

Der Gebrauch von Vaporizern, Wasserpfeifen oder auch Joints mit speziellen Kohle-Aktiv-Filtern reduziert die Aufnahme krebserregender Stoffe und somit das Risiko von Atemwegsproblemen!

Hinsichtlich der krebserregenden Schadstoffe ist es schonender, Cannabis in Nahrungsmitteln oder Getränken zu konsumieren! Wichtig beim Essen/Trinken: Da die Wirkung - im Vergleich zum Rauchen - verzögert eintritt und aufgrund des Verdauungsprozesses länger anhält, niedrig dosieren und nicht gleich nachlegen!

Mischkonsum gut abwägen, da Wechselwirkungen schwer vorhersagbar sind.
Bei Unwohlsein: Kopf, Nacken und Unterarme kühlen, ruhige Umgebung, frische Luft, Gespräch mit FreundInnen.
Bei Überdosierung können Vitamin C und warme Getränke helfen.

Wenn Cannabis Dich sexuell antörnt, denk an Safer Sex!

Vermeide es, verantwortungsvolle Tätigkeiten auszuführen (nicht Auto fahren!).

Wenn Du runterkommst, versuch Dich zu entspannen, nimm Vitamine, Mineralien und Kohlenhydrate zu Dir.

Gönn Dir Pausen.


Female Special Ob (starker) Cannabiskonsum die Fruchtbarkeit beeinträchtigt, konnte wissenschaftlich bisher nicht eindeutig geklärt werden.

Während der Schwangerschaft: THC wird über die Plazenta [Mutterkuchen, der das Embryo während der Schwangerschaft ernährt] an das Ungeborene weitergegeben. Vor allem das Nikotin vom Tabak in Joints ist äußerst zellschädigend!

Während der Stillzeit: Da die Muttermilch sehr fettreich ist, ist hier die THC-Konzentration im Vergleich zum Blut höher.

Um jedes gesundheitliche Risiko für Dich und Dein Kind auszuschließen, verzichte während der Schwangerschaft und Stillzeit auf Cannabis.


Diese Informationen sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Cannabis unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Besitz, Erwerb und Handel mit dieser Substanz sind strafbar!

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Der Autor übernimmt keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.

Wie wirken Drogen?

In lockerer Reihenfolge werde ich in nächster Zeit unter anderem darüber berichten, wie die verschiedensten Drogen wirken und auch gesundheitliche Tips geben.

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Computer - Love

Hallo und Willkommen

An dieser Stelle werde ich eine Art Tagebuch beginnen.Ich werde unter anderem einiges von mir berichten.
Dazu sollte ich vielleicht sagen, das ich über 20 Jahre Drogenabhängig war. Über diese Zeit werde ich natürlich auch etwas erzählen.
Ich werde also wie folgt vorgehen:
Da ich keine sehr große Lebenserwartung mehr habe, möchte ich zumindest andere davor warnen, den selben Fehler wie ich zu machen.
Außerdem werde ich über einige Drogen und ihre Wirkungsweisen berichten.
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